von Werner Kutsche

1999 – Bendorf an der Schwelle zum 3. Jahrtausend, was ist – was bleibt?

Geschichte – eine Abfolge von Ereignissen – geht nicht an den, noch so kleinen, Daseinsformen unserer menschlichen Existenz vorüber. 2000 oder noch mehr Jahre Geschichte für ein kleines Gemeinwesen, wie es die heutige Stadt Bendorf ist, nachzuvollziehen oder nur annähernd zu beschreiben zu wollen bedeutet doch in Wahrheit sich selbst und auch die Leser mit Vermutungen und sonstigen Ungereimtheiten zu traktieren.

Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung sind Ausdrucksformen für etwas, was der Einzelne in seinem täglichen Kampf ums Überleben, kaum – oder nur wenig mitbestimmen kann. Auf sich allein gestellt und allein handelnd konnte, früher und auch noch heute, kein Mensch das große Weltgeschehen – das wir Geschichte nennen – bestimmen. Selbst Alexander der Große, die römischen Caesaren, Napoleon und andere „Große“ waren auf die aktive oder passive Mithilfe ihrer Mitmenschen angewiesen. Nur in der Gemeinschaft der menschlichen Individien konnte sich ein Geschichtsbewußtsein entwickeln. Geschichte als Abfolge eines komplexen Geschehens wurde somit dem Individuum als Gemeinschaftserfahrung vermittelt. Geschichte, oder das was wir dafür halten, ist also zunächst nur eine Reflektion dessen was geschehen ist.

Tatsächliche Handlungsabläufe sind verschüttet und müssen zum besseren Verstehen rekonstruiert werden. Die Rekonstruktion der geschichtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse gelingt da am besten, wo man auf Zeugnisse der Vergangenheit zurückgreifen kann. Natürlich wäre ein lebender Zeitzeuge optional aber die modernen historischen Hilfswissenschaften sind sehr wohl in der Lage Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu werfen.

Eine „Geschichte“ für ein Gemeinwesen wie die Stadt Bendorf, mit einer fast 2000 ? -jährigen dauerhaften ? Besiedelung zu schreiben, muß aber Stückwerk bleiben. Dort wo zeitgleiche schriftliche Zeugnisse fehlen, können nur noch mit Hilfe der Archäologie – Aussagen über frühere Ereignisse gemacht werden. Fragestellung zu den Handlungsabläufen und Interpretation der gefunden „Beweise“ bestimmen aber auch hier den Horizont der geschichtlichen Anschauung.

Vieles von dem was wir aus unserer geschichtlichen Vergangenheit als Beweis übernommen haben, ist somit nur mit Vorbehalt zu genießen. Jede Zeit hat ihren eigenen subjektiven geschichtlichen Blickwinkel. Und was ist mit uns?

Jeder Gegenwart erscheint an der Vergangenheit etwas anderes wichtig, weil sie jeweils aus ihr die Antworten auf ihre eigenen Lebensfragen erwartet. Immer, wenn wir uns mit der Vergangenheit; also mit der Geschichte, befassen, ist dies eine Tätigkeit die ein Besinnen auf uns selbst erfordert. Mitunter sind dies auch reine Zweckfragen, die an die Geschichte gestellt und von ihr aus beantwortet werden sollen.

Die „Geschichte von Bendorf“ oder einer anderen x-beliebigen Stadt, Dorf oder Landschaft ist aber nur das Leben, also die Geschichte seiner Bewohner, zu einem bestimmten Zeitpunkt; und zwar in der ganzen Buntheit und Fülle der Wechselbeziehungen des einzeln zu dem anderen innerhalb eines Gemeinwesens. Die Verflechtungen des einzelnen in und mit der Gruppe; in beruflicher, gesellschaftlicher, politischer, kichlich-religiöser oder einer sonstwie gearteten Ordnung zur Außenwelt – aufzuhellen und zu beleuchten, ist Sinn und Zweck unserer Bemühungen.

Nun ist Geschichtsforschung kein reiner Selbstzweck. Aber der „alte“ Goethe wußte auch auch schon in seinem „Faust“ zu reimen:

„Es ist ein groß Ergetzen, sich in den Geist der Zeiten zu versetzen, zu schau’n , wie vor uns ein weiser Mann gedacht, und wie wir’s dann zuletzt so herrlich weit gebracht“.

Geschichte, Heimatkunde, Heimatforschung das sind die Felder die es zu beackern gilt. So wie die Großmutter, aus ihrem reichen Erfahrungsschatz, ihren Enkeln Geschichten und Sagen erzählt, so haben uns viele Geschichtsforscher und Heimatkundler aus früherer Zeit, ihre Forschungsergebnisse zur Geschichte hinterlassen. Aufbauend, wie eine Pyramide stand einer auf der Schulter des anderen und gab so das Wissen ganzer Generationen weiter. Für uns heutige bedeutet es; diese Schätze des Wissens unserer Vorfahren, zu heben und an unsere Nachkommen weiterzugeben.

Für den einzelnen Heimatforscher (Geschichtskundler, Heimatkundler – oder sonstige Mitstreiter der Spezis Historiker) stellt sich schon hier die erste und entscheidende Frage, „Was ist für eine allgemeine umfassende Geschichte von oder über „****“ wichtig ?“. „Welche Quellen benutze ich ?“ „Wer trifft die Auswahl, der vorhandenen Quellen?“

Wie Sie sehen ist diese kleine Auswahl, aus dem möglichen großen Fragenkatalog, schon geeignet die Tendenz und Inhalt einer geschichtskundlichen Arbeit vorher- zubestimmen.

Wir die GGH – also die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde für Bendorf und Umgebung – haben uns daher entschlossen eine zeitgemäße Plattform zu schaffen um darin die unterschiedlichsten Autoren zu Wort kommen zu lassen. Unser Bestreben wird es sein, textorientierte Beiträge zur Geschichte der Stadt Bendorf a/Rhein und Umgebung im Internet zu veröffentlichen. Autoren, auch Nichtmitglieder der GGH, die sich mit Beiträgen zum Thema Heimatkunde und Geschichte der Stadt Bendorf und Umgebung beteiligen möchten, sind herzlich eingeladen.

Wir die GGH, wünschen Ihnen beim lesen der in einzelne Seiten aufgegliederten Arbeiten viel Kurzweil, Erbauung und Erkenntnis.